Multimediale Aufklärung zur radikalen Prostatovesikulektomie

Mohammed Yass | 31. Oktober 2001 | 3 Minuten Lesezeit

Sachverhalt und Idee der Studie

Für die Qualität eines präoperativen Gespräches ist fast ausschließlich der aufklärende Arzt entscheidend. Didaktisch hochwertiges Informationsmaterial könnte jedoch hierbei Qualitätssicherung leisten und den Arzt im Bemühen um einen wirklichen „Informed consent“, an den hohe medizinethische und juristische Anforderungen gestellt werden, entlasten. Äußere Einflussfaktoren, insbesondere der enorme Zeitdruck, erschweren dieses Ziel zusätzlich. Gerade bei onkologischen Erkrankungen und radikalchirurgischen Eingriffen mit weitreichenden Folgen für die weitere Lebensqualität der Patienten erscheint eine umfassende Aufklärung unter Alltagsbedingungen kaum möglich.

Die Güte des Aufklärungsprozesses lässt sich daher besonders gut am Beispiel der radikalen Prostatovesikulektomie evaluieren. Beim Prostatakarzinom handelt es sich um eine komplexe onkologische Grunderkrankung mit teilweise alternativ und kombiniert einsetzbaren Therapiekonzepten (Radiatio, OP, Antiandrogene, Chemotherapie, watchful waiting). Dabei ist es häufig notwendig, dem Patienten als einzig kurative Option einen radikalchirurgischen Eingriff zu empfehlen, der mit starken Einschränkungen der Lebensqualität einhergehen kann.

Um den Patienten zu einer informierten Entscheidung zu befähigen, muss ihm also eine große Fülle ausgewählter und gewerteter Information vermittelt werden. Diese Aufgabe kann möglicherweise besser mit multimedialer Unterstützung gelingen.

Zielsetzungen

Es soll untersucht werden, ob und in welchem Ausmaß sich der Einsatz multimedialer Komponenten im präoperativen Aufklärungsgespräch auf die Zufriedenheit, Informiertheit und das Angstniveau der Patienten auswirkt. Auch die Praktikabilität sowie Einflüsse auf das Arzt-Patienten-Verhältnis sollen beurteilt werden. Darüber hinaus soll untersucht werden, ob es sich möglicherweise verallgemeinerbare Empfehlungen für eine Optimierung des Informed consent-Prozesses ableiten lassen.

Die Anwendung

Die Angaben wie anonymisierte Patienten-ID, der Name des aufklärenden Arztes sowie die Art der Aufklärung (Da Vinci – nerve sparing; Da Vinci – no nerve sparing; offen – nerve sparing; offen – no nerve sparing; allgemein) werden erfasst. Die Auswertung der Daten erfolgt vollständig pseudonymisiert anhand der jeweiligen Patienten-ID.

Alle Aktionen, die im Rahmen der Softwarebenutzung geschehen, werden automatisch unter Angabe von Datum, Uhrzeit, Pseudonymisierungs-ID und weiteren Eingaben in einem Log-File abgelegt und ausschließlich zur Auswertung im Rahmen der Studie gespeichert. Hieraus lässt sich rekonstruieren, welche Inhalte in welcher Form und wie lange gezeigt wurden.

Abhängig von der gewählten Aufklärungsroute werden nun die entsprechenden Informationen (Photographien, Videos, Computeranimationen) dargestellt. Der aufklärende Arzt steuert die Geschwindigkeit der Aufklärung. Er kann bei Bedarf mit Hilfe einer Sitemap unabhängig von der getroffenen Vorauswahl auf alle Materialien zugreifen.

Bei nicht animierten Abbildungen hat der Arzt die Möglichkeit mit einem Zeichenwerkzeug in einer beliebigen Farbe die Abbildung selbst zu ergänzen. Videos können wiederholt, angehalten, pausiert sowie vor- und zurück gespult werden.

Team

Design und Erstellung eines Prototyps - Raoul Duczek - Michael Ebert - Uwe Vollenbruch - Adrian Yass Fachliche Beratung und Studienleitung - Dr. med. Johannes Huber, Urologische Universitätsklinik HD Umsetzung, multimediale und technische Beratung - Prof. Dr. Mohammed Yass, Heidelberger Institut für Angewandte Informatik